Lago d‘Orta ****

April 2022

 

Lago d‘Orta

Direkt hinter den Alpen liegen die schönen italienischen Seen. Wie Perlen sind sie nebeneinander gereiht: ganz im Osten der Lago di Garda, westlich daneben der kleinere Lago di Iseo, dann folgt der Lago die Como, der zum Teil in der Schweiz liegende Luganersee See und weiter im Westen der Lage Maggiore. Ganz aus dem Blick fällt häufig der kleine Bruder, der Lago d‘Orta. Wir kannten ihn bis vor Kurzen noch nicht und so geht es wohl den meisten, denn der See ist touristisch noch nicht überlaufen. In den Bars und Restaurants wird kein Deutsch gesprochen!

Wir sind durch einen Zufall auf den Ortasee gestoßen. Vor einiger Zeit haben wir ein Krimi-Hörbuch von Giulia Conit gehört, ‚Lago Mortale‘, der den Ortasee mit so vielen schönen Worten beschreibt, dass wir unbedingt einmal hierhin wollten.

Da die Saison noch nicht so richtig begonnen hat, finde wir problemlos einen Stellplatz direkt am See. Und ab morgen soll die Sonne scheinen und es richtig schön warm werden.

 

Omegna

Der neue Tag beginnt mit strahlendem Sonnenschein und guter Laune. Leider ist es noch zu frisch, um schon draußen am See frühstücken zu können, aber frische Brötchen und Kaffee schmecken auch drinnen.

Dann geht es auf die Räder und wir fahren an das nördliche Ende des Sees, nach Omegna. Wir hatten schon im Reiseführer gelesen, das Omegna eher eine von der stahlverarbeitenden Industrie geprägte Stadt ist als ein romantisches Dörfchen. Einige der bekannten Hersteller von italienischem Küchenzubehör findet man hier, Espresso-Kannen von Bialetti, Zuckerdosen und Kessel von Alessi oder Töpfe von Lagostina.

Radfahrer sind leider auf die einzige Straße angewiesen, die auf der Ostseite des Sees die Orte miteinander verbindet, Radwege gibt es leider keine. Zum Glück ist die Straße nicht sehr viel befahren und die wenigen Autos machen einen großen Bogen um uns.

Neben den Hochhäusern, die an der Uferstraße stehen, gibt es auch ein paar schöne Straßen in der kleinen Altstadt zu entdecken.

Nach der gemütlichen Rückfahrt erwartet uns ein romantischer Sonnenuntergang hinter den Bergen am See.

 

Orta San Giulio

Noch müssen die ‚Capitani‘ am Hafen von Orta auf Fahrgäste warten. Jetzt, in der Vorsaison, ist die Piazza Mario Motta eher leer und etwas verschlafen.

Von den gemütlichen Bars, Cafés und Restaurants rings um den Platz können wir die wenigen Passanten und den Hafen beobachten und

haben einen wunderschönen Blick auf die Isola San Guilo.

Bei unserem Streifzug durch den Ort stoßen wir auf steile Treppen und schmale Gassen, Fassaden mit verblassenden Fresken, aber auch immer wieder auf abbröckelnden Putz, zerbrochene Fensterscheiben und verwilderte Gärten.

Wo wir es am wenigsten erwartet haben, werden an einer kleinen Bar gerade die Tische abgeputzt und bei einigen Sonnenstrahlen, die mittags in die Gasse fallen, werden uns leckere Köstlichkeiten serviert!

 

Pella

Heute geht es mit dem Fahrrad um den See zum gegenüberliegenden westlichen Ufer, dort liegt der kleine Ort Pella. Der Ortasee ist nicht unbedingt ein Radfahrer-Paradies, es geht bergauf und bergab überwiegend über Haupt- und Nebenstraßen, aber die sind nicht stark befahren. Vorbei geht es an wenig touristischen Flecken, einige Firmengebäude stehen rechts und links der Straße, die Wohnhäuser sind mit schmiedeeisernen Toren versehen, aber ab und zu gibt es auch einen schönen Blick auf den See.

Und plötzlich war da eine kleine Bar direkt am Seeufer, die zu Kaffee und Brioche einlud.

Pella ist ein hübscher, kleiner Ort mit einem ebenso kleinen Hafen und ein paar Restaurants – angeblich kann man hier besonders gutes „Gelati“ bekommen.

Für den Rückweg haben wir uns dann eins der kleinen Boote gechartert und waren 15 Minuten später wieder in Orta.

 

Sacro Monte d‘Orta

400 m über Orta San Giulio erhebt sich der Sacro Monte d‘Orta, seit 2003 Unesco Weltkulturerbe. Wir laufen den spiralförmigen, Kieselstein gepflasterten Weg entlang an 20 Kapellen, die allesamt dem Leben des Hl. Franziskus von Assisi gewidmet sind. Die großzügigen Fresken zeigen Episoden aus seinem Leben. Besonders beeindruckt haben uns aber die Terrakotta Figuren in den Kapellen, die ebenfalls Szenen aus Franziskus Leben abbilden. Vorbild waren jeweils Menschen aus der hiesigen Umgebung oder Persönlichkeiten der damaligen Zeit. Die Arbeiten stammen aus dem 16.-18. Jahrhundert.

Immer wieder blitzt zwischen den Bäumen der glitzernde See hervor. Von hier oben haben wir eine fantastische Aussicht und Rundumsicht über den See.

 

Ameno

Mit dem Rad die jetzt schon vertraute Strecke zum Kreisverkehr vor Orta und dann den Fußweg am Sportplatz vorbei – ein Radweg ist das nicht, aber wir kämpfen uns über den Schotterweg! Vorbei an den Häusern, die mit großen Graffitti an vielen Häuserwänden. Weiter, immer bergauf, über sonnenbeschienene, verschlafene Straßen, an Natursteinmauern entlang. Ab und an eine alte Villa, ein schönes Haus mit schmiedeeisernem Tor, alte Häuser mit großen Gärten.

Weiter oben am Berg haben wir eine fantastische Aussicht über den See mit schneebedeckten Bergen im Hintergrund. Der Frühling ist nur am See angekommen!

Und dann, ca. 250 mtr oberhalb des Lago d‘Orta, liegt das kleine 1000 Seelen Dorf Ameno. Die jungen Leute sind wohl weggezogen, um in den Städten Arbeit zu finden.

Jetzt herrscht im Ort Sonntagsruhe, nach einigem Suchen finden wir eine kleine Bar und sitzen in der Sonne. Im kleinen Park nebenan finden wir ein Eishaus, das früher vor der Erfindung des Kühlschranks, zur Aufbewahrung von Lebensmitteln benutzt wurde.

Direkt daneben einen Turm mit trompe lóeil Bemalung (die Fenster sehen aus wie echt, sind aber nur aufgemalt).

 

Isola San Giulio

Heute geht es von Orta San Giulio aus mit dem Schiff zur Isola San Giulio. Die Insel liegt direkt vor der Halbinsel Orta San Giulio mitten im See, die Überfahrt dauert nur ein paar Minuten.

Die Stufen führen in die Basilika, die über und über mit Fresken bemalt ist. Wer glaubt, Comics seien eine Erfindung des 20. Jahrhunderts, sollte sich unbedingt die Geschichten, die hier erzählt werden, ansehen!

 

Von der Basilika führt der ´Weg der Stille`einmal durch die engen Gassen der Insel um das Kloster der Benediktinerinnen herum. Sinnige Sprüche begleiten auf Tafeln die Touristen, die hier (zumindest außerhalb der Saison) in den malerischen Gassen Ruhe und Einkehr finden.

 

Meine Wertung: ***** sehr entspannter Urlaub mit ein paar schönen Ausflügen
Orta San Giulo
Lago d’Orta
Camping Orta, Via Domodossola 28, Orta San Giulio