Bad Neuenahr – Unterwegs auf dem Rotweinwanderweg ****
Mai 2025
Vor Jahren habe ich einen kullinarischen Krimi gelesen, der auf dem Rotweinwanderweg spielte (Carsten Sebastian Henn – Vinum Mysterium). Nicht anspruchsvolles aber ganz amüsant und irgendwie hat er mir Appetit gemacht, auch einmal auf dem Rotweinwanderweg zu wandern. Optimal wäre der Herbst und die Zeit der Weinlese, aber auch der Mai ist sehr gut geeignet.
Wir wollten keine Streckenwanderung machen, sondern haben uns einen Standort ausgesucht und von dort aus Wanderungen unternommen. Bad Neuenahr erschien uns sehr geeignet und so buchten wir hier ein Hotel, direkt an der Ahr, aber Citynah um Abends noch ein wenig ausgehen zu können.
Tag 1
Am ersten Tag nahmen wir den Zug von Bad Neuenahr nach Walporzheim. Von dort ging es erste einmal auf einem schmalen, steilen Pfad direkt durch die Weinberge hoch zum Rotweinwanderweg.
Der mühsame Aufstieg wurde durch einen schönen Ausblick belohnt. Jetzt im Mai sehen die Weinberg teilweise noch sehr kahl aus.
Mal geht der Weg über Hochebenen mit schlanken hohen Weinreben,
mal entlang der Steil- und Steilstlagen mit kleinen knorrigen Reben und einem schönen Blick in Tal.
Am frühen Nachmittag erreiche wir unser Tagesziel das Weingut Kloster Marienthal.
Hier ist es nicht nur schön, sondern es gibt auch sehr leckeren Flammkuchen und natürlich Rotwein vom eigenen Weinberg.
Leider mussten wir uns irgendwann auf den Heimweg machen.
Tag 2
Der zweite Tag führte uns nach Dernau und von dort wieder auf den Rotweinwanderweg.
Leider sind, nach der schlimmen Hochwasserkatastrophe 2021, immer noch sehr viele Häuser zu sehen die renoviert oder gar abgerissen werden müssen. Es ist erschreckend die Markierungen an manchen Häusern zu sehen, wie hoch das Wasser der Ahr stand – kaum vorstellbar.
Auch der Bahnverkehr ist hoch lange nicht wieder hergestellt. Wir konnten nur ein kurzes Stück mit der Bahn fahren und musste dann auf den Schienenersatzverkehr, also Busse, umsteigen. Aber nach einigem Fragen und Suchen kamen wir dann doch in Dernau an und konnte wieder auf dem Rotweinwanderweg weiterlaufen.
Da der Weg zu dieser Jahreszeit nur am Wochenende bewirtschaftet wird, haben wir uns auf ein Picknick vorbereitet und uns eine Flasche Wein und Baguette und Käse besorgt. Am frühen Nachmittag machen wir dann eine Pause.
Und da es sehr warm war, durfte es auch ein schön kalter Weißwein sein, denn hier wird nicht nur Rotwein sondern auch Weißwein angebaut.
Gestärkt geht es weiter mit einem Blick ins Tal und auf die Weinberge.
Auf dem Weg liegt hoch oben auf einem Berggipfel die Burgruine Are, die im Jahre 1121 erstmals urkundlich erwähnt wird.
Der Aufstieg lohnt sich, wir haben einen schönen Ausblick ins Ahrtal. Allgegenwärtig sind jedoch auch die großen Baustellen auf denen immer noch die Schäden des Hochwassers behoben werden. Hier links im Bild wird die Trasse der Eisenbahn neu gebaut.
Den Abend verbringen wir am Ufer der Ahr mit Blick auf das Steigenberger Hotel und natürlich einem Glas Rotwein.
Tag 3
Heute geht es zum Kloster Kalvarienberg. Das Ursulinen-Koster wurde 1630 gebaut, jedoch 2017 geschlossen und beherbergt heute ein Internat und lässt sich daher nur von außen besichtigen.
In der Nähe befindet sich der Regierungsbunker. Das geheimste und teuerste Bauwerk der Bundesrepublik Deutschland (Baukosten 3 Milliarden DM, ein VW Käfer kostete damals 3400 DM, hochgerechnet auf heutige Verhältnisse sind das ca. 10 Milliarden Euro). Er wurde 1962 gebaut, 1989 außer Betrieb genommen und erhielt 2008 die Auszeichnung „Europäisches Kulturerbe. Hier verbirgt sich unter den Weinbergen des Ahrtals ein riesiger Atomschutzbunker aus der Zeit des kalten Kriegs (1945-1991). Hier sollte im Ernstfall die Handlungsfähigkeit der Bundesregierung gesichert werden. Die Anlage erstreckt sich über 17,3 km in einem Tunnelsystem. Von Tonnenschweren Eingangstoren geschützt hätten hier 3000 Regierungsmitarbeiter überleben und arbeiten können. Sie wären einen ganzen Monat von der Außenwelt abgeschlossen überlebensfähig, mit eigener Luft, Wasser und Lebensmittelversorgung.
Ab 1966 probte die Nato alle zwei Jahre den Ernstfall.
Mittlerweile ist hier ein Museum eingerichtet worden. Es lassen sich zwar nur 200 mtr der riesigen Bunkeranlage besichtigen, aber die sind schon sehr beeindrucken und beklemmend.
Der ursprüngliche Bunker war gut im Wald versteckt. Wer aufmerksam durch die Weinberge und Wälder wandert, kann ab und zu noch Lüftungsschächte erkennen.
Meterdicke Mauerwerke sollten den Bunker vor atomarer Strahlung schützen.
Ein Rolltor aus Stahl und Beton schließt den Bunker in Sekunden hermetisch ab.
Die Schlafräume waren sehr spartanisch eingerichtet und für jeweils 4 Menschen ausgelegt. Das sind keine Familienzimmer, sondern für 4 Regierungsmitarbeiter.
Lediglich der Bundeskanzler hatte das Privileg einen Einzelzimmers (für seine Frau war kein Platz vorgesehen).
Die Büros hatten natürlich, wie alle anderen Räume im Bunker auch, keine Fenster.
Die Kommunikationszentrale (wer alt genug ist erkennt hier noch die analoge Technik wie zum Beispiel Fernschreiber mit Lochstreifen).
Die Komandozentrale, von hier wird die gesamte Bunkeranlage überwacht und gesteuert.
Zum Glück musste er nie benutzt werden. Ob die jetzige Regierung aktuell über eine vergleichbare Bunkeranlage verfügt ist natürlich streng geheim.
Meine Wertung: ***** Ein entschleunigter schöner Wanderurlaub
Bad Neuenahr im Ahrtal