Gelsenkirchen – Bochumer Straße ****
24.05.2014
Die Bochumer Straße, zwischen Wissenschaftspark und Virchowstraße, ist nicht Gelsenkirchens Prachtstraße.
Zu diesem Straßenabschnitt fallen mir nur negative Attribute ein: eng, laut, schmuddelig, heruntergekommen. Bäume gibt es keine. Im positiven Sinne ist das ehemalige Bergarbeiter-Viertel zu einem multikulturellen Schmelztopf geworden. In fast jedem der alter Häuser aus der Gründerzeit befindet sich im Erdgeschoß ein kleiner Laden. Neben dem alteingesessenen deutschen Metzger ist das internationale Internetcafé, neben dem türkischen Bäcker ein chinesisches Restaurant, ein griechischer Imbiss neben dem türkischen Abendmodegeschäft, gegenüber der russische Supermarkt. Aber mindestens die Hälfte der ehemaligen Geschäftslokale stehen mittlerweile leer und verfallen.
Kann man hier Kunst machen?
Scheinbar ja!
Die Stadt Gelsenkirchen hat in Verbindung mit der Rietveld Academie für bildende Künste in Amsterdam ein Kunstprojekt gestartet, das auf der Bochumer Straße stattfindet. 53 Studenten verwandeln die Bochumer Straße für zwei Wochen in eine Kunstmeile. Natürlich sind auch die Studenten multikulturell, sie kommen aus 17 verschiedenen Ländern. Ihnen wurden Hinterhöfe, Toreinfahrten und leerstehende Ladenlokale zur Verfügung gestellt, in denen sie Kunst erstellen und darstellen können.
Im Museum der geborgten Dinge sind Kuriositäten und Normalitäten ausgestellt, die die Künstlerin sich in der Nachbarschaft für die Dauer der Ausstellung ausgeliehen hat.
Dieser junge Künstler hat die Struktur des rissigen und bröckelnden Putzes herausgearbeitet
Dieses Kunstwerk erinnert mich eher an einen Kohlenkeller aus den 50iger Jahren
Ein Spiel mit Licht und Schatten
Auch Künstler kommunizieren
und räumen ihr gebrauchtes Geschirr nicht weg – ups – das ist auch Kunst
ebenso wie das ausgelaufene Wasserbett
Diese junge Künstlerin hat sich von dem großen Bild inspirieren lassen, das sie durch ihr Fenster an der Giebelwand des Nachbarhauses sehen kann
Hier hat die Künstlerin einen Einrichtung aufgebaut, mit der sie aus Gegenständen und Kleidungsstücken, die ihr die Nachbarn zur Verfügung gestellt haben, Gerüche destilliert und in kleinen Fläschchen abfüllt – o.k. die getragenen Socken des Nachbarn wollte ich nicht riechen
Eine Performance, auf einem selbstgebauten Musikinstrument, aus Fundstücken aus der Nachbarschaft
Eine Baustelle in einer Hofeinfahrt
Ob dieser wunderschöne Hinterhof Kunst oder wirkliches Leben ist, konnte ich nicht herausbekommen
Meine Wertung: ***** sehenswert (leider nicht mehr möglich, da das Projekt am 24.05.14 beendet wurde – ach, wie vergänglich ist doch die Schönheit ….)
Bochumer Straße
Gelsenkirchen