Triglav Nationalpark

Meine Route

Im Nordwesten Sloweniens, direkt an den Grenzen zu Italien und zu Österreich, liegt ein kleiner, mir bis dahin ziemlich unbekannter Nationalpark. Benannt ist er nach dem höchsten Berg des Parks, dem 2864 m hohen Triglav. Bereits 1908 gab es Bestrebungen, die Region zu schützen und zu einem Nationalpark zu machen; bis zur Realisierung dauerte es jedoch bis 1924. Im Laufe der Jahre wurde der Park immer wieder vergrößert und umfasst heute 29.430 Hektar (294,3 qkm). Der Park ist gut erschlossen, es gibt 7000 km markierte Wanderwege, einige Klettersteige, Gasthöfe, Schutzhütten und Biwak-Lager in den Bergen.

 

Kranjska Gora

Ausgangspunkt meiner Tour ist der kleine Ort Kranjska Gora (5000 Einwohner). Mir erscheint der Ort ziemlich langweilig. Dominiert von einem großen Hotel einer internationalen Kette und ein paar anderen, teilweise sehr hässlichen, größeren Hotels.

 

Immer wieder komme ich auf meinen Wanderungen spontan mit interessanten Menschen ins Gespräch, so auch hier.

Nach dem Essen setze ich mich auf einen der Gartenstühle unter der Markise, bestelle ein Glas Aperol-Spritz. Die untergehende Sonne lässt die wenigen Wolken im gleichen Farbton wie mein Getränk erstrahlen. Meine Tischnachbarn fragen mich, was ich denn da gerade trinke, so kommen wir ins Gespräch. Sie sind aus England, sehr bereist und haben schon fast überall auf der Welt für zwei, drei Jahre gelebt. Jetzt arbeiten sie ihre Bucket-Liste (Dinge, die sie noch erleben möchten, bevor sie „den Löffel (Bucket) abgeben“.) ab. Sie kommen gerade aus Süddeutschland und sind auf dem Weg nach Italien, wo sie sich langsam von Nord nach Süd viele schöne Regionen und Städte anschauen wollen. Ich bin beeindruckt und frage höflich nach ihrem Alter, „siebzig“ ist die Antwort. Das beeindruckt mich noch mehr, bis mir klar wird, dass uns so viele Jahre gar nicht trennen! Es wird gemütlich, wir diskutieren darüber, ob man besser in Cambridge oder in Oxford studiert und wo auf dieser Welt es doch am schönsten sei. Zuletzt landen wir bei Australien, da kann ich gut mitreden, da war ich schon, und über Neuseeland, das steht auf meiner Reise-Liste ganz oben. Aber, meinen die Beiden, Neuseeland sei gar nicht so toll, fast wie Europa, wie die Schweiz… Da mischt sich plötzlich von der anderen Seite eine junge Frau ein. Sie komme aus Neuseeland, mache gerade eine dreimonatige Europa-Rundreise, und könne diese Aussage nicht so stehen lassen. Neuseeland sei völlig anders und schön und toll und absolut erlebenswert.

So verbringe ich einen fröhlichen Abend mit spannenden Geschichten und lustigen Erlebnissen von unseren Reisen, die wir uns gegenseitig zu berichten wissen. Und mein Wunsch, nach Neuseeland zu fahren, wird nur noch bestärkt.

 

Jasna See

Als ich den Ort in Richtung Süden verlasse, werde ich von einem traumhaft schönen See und einer mehr als beeindruckenden Bergkulisse entschädigt, dem Jasna See mit dem 2574 m hohem Prisojnik.

Direkt am Seeufer, zwischen den Bäumen, finde ich eine kleine Holzhütte mit Sonnensegeln und Liegestühlen, kalten Getränken und chilliger Musik. Genau mein Ding. Sollte ich nicht einfach hier sitzen bleiben, später mal ein Bier trinken, zuschauen wie der Wind den kristallklaren See kräuselt, dem Zwitschern der Vögel lauschen, beobachten wie sich die Schatten auf dem Gipfel verändern, spüren wie der Tag vergeht?

 

Russische Kapelle

Auf halbem Weg zum Vršič-Pass liegt auf 1200 m Höhe die Russische Kapelle. Sie wurde im Gedenken an russische Kriegsgefangene erbaut, die im Rahmen des ersten Weltkrieges zwischen 1914 und 1916 die Passstraße als Militärstraße errichten mussten.

Mal ist der Weg breit und führt durch lichten Wald, mal muss ich ihn suchen, weil er nur noch ein schmaler Trampelpfad ist. Es gibt viele plätschernde, aber auch reißende Bäche und manchmal eine verfallene Brücke, die ich mit Skepsis betrete. Meistens balanciere ich aber über glitschige Steine oder mache einen beherzten Sprung in der Hoffnung, nicht in dem eiskalten Wasser zu landen.

 

Da, wo der Wald eine Lichtung bildet, lege ich mich einfach in die Wiese, höre dem Summen und Brummen und Sirren der vielen Insekten zu, die zwischen den Blüten hin und her fliegen und genieße den Blick in den weiten, endlos blauen Himmel.

 

Am Ziel des Tages erwartet mich eine gemütliche Hütte. Die Verständigung mit der Hüttenwirtin gestaltet sich schwierig, wir finden keine gemeinsame Sprache. Was heißt Bretteljause auf Slowenisch? Wir lachen viel und mit Händen und Füßen klappt die Verständigung.


 

Böse Geister

Es gibt viele Sagen und Legenden, die in der Region des Triglav angesiedelt sind, und wie so oft geht es um Liebe und Verrat, um Gier und Vernichtung. Die wichtigste Sagengestalt ist der Zlatorog, ein wilder Gamsbock mit goldenen Hörnern. Es heißt, er habe hoch oben am Triglav einen Garten gehabt und sei zugleich Hüter eines verborgenen Schatzes gewesen. Ein habgieriger Jäger habe sich des Schatzes bemächtigen wollen, sich an Zlatorog herangeschlichen und ihn erschossen. Aus dem Blut des getöteten Gamsbockes sei auf der Stelle eine Wunderblume gewachsen, die Zlatorog das Leben zurückgegeben habe. In rasender Wut habe Zlatorog den Übeltäter getötet. Hernach habe er seinen Gebirgsgarten zerstört und ward nie mehr gesehen.

War hier sein Garten? Aber bei so vielen Steinmännchen droht mir hier wohl keine Gefahr. 

 

Vršič-Pass

Der Vršič-Pass ist mit 1611 m der höchste Pass Sloweniens. Mit 50 Haarnadelkurven ist er ein Paradies für Motorradfahrer und eine harte Probe für Radfahrer, die sich alle hier auf der Passhöhe tummeln. Ein bisschen viel für meinen Geschmack und so mache ich mich wieder auf den Weg abseits der Straße in Richtung Triglav.

 

 

Soča-Quelle

Eine der schönsten Quellen in den Julischen Alpen ist angeblich die Soča-Quelle.
Der Weg beginnt ganz entspannt durch den Wald und überquert einige Male über wackelige Holzbrücken die Soča.

 

Ich komme zu einem kleinen Restaurant, wo ich, auf einer Holzbank sitzend, einen hausgemachten Apfelstrudel esse. Ab hier wird der Weg steiniger und steiler, der Fluss wilder und reißender, immer wieder von kleinen Wasserfällen gesäumt.

Hier beginnt dann auch der Klettersteig und es wird ein wenig abenteuerlicher.

 

Dann bin ich am Ziel, der unterirdischen Quelle der Soča. Wie durch ein Tor kann ich in eine Höhle mit einem unterirdischen See schauen. Der See läuft über und ergießt sich in einem Wasserfall durch eine schmale Schlucht ins Tal.

Ich gehe ganz nah an die Höhle heran, es ist glitschig und feucht und es kommt ein kalter moderiger Hauch aus der Höhle. Aus den Augenwinkeln bemerke ich ein Glitzern zwischen meinen nassen Schuhen, ich bücke mich und grabe zwischen den weißen Kieseln einen kleinen golden Ring heraus. Ich will ihn mir gerade in die Tasche stecken, damit ich ihn später genauer anschauen kann, da höre ich aus der Höhle ein leises, entferntes Jammern „mein Schatzzzzzz“… Ich werfe den Ring schnell wieder in den See in der Höhle und mache mich zügig auf den Rückweg.

Es ist Sonntag Nachmittag und als ich meine Tour fortsetze, komme ich an einem gemütlichen kleinen Haus vorbei.

Im Garten steht ein großer Tisch mit einigen Gläsern darauf. Fünf oder sechs Leute sitzen im Schatten auf einem Holzbalken an die Hauswand gelehnt, ein kleines Kind läuft zwischen den Erwachsenen herum und ein paar Hühner auch. In einer Hängematte lümmelt sich ein jüngerer Mann herum, der mich auf englisch anspricht und nach woher und wohin fragt und mir dann auch erklärt, dass ich mich gerade in der schönsten Gegend ganz Sloweniens befände. Ohne bisher viel von Slowenien gesehen zu haben, kann ich ihm nur zustimmen. Ich frage ihn, ob ich etwas zu trinken bekommen könne und er lädt mich ein, in den Garten zu kommen und mir ein Glas vom Tisch zu nehmen und dort drüben sei der Wasserhahn, da könne ich mich bedienen. Ich lasse mein Glas volllaufen, setze mich an den großen Tisch und genieße das eiskalte Wasser und die Umgebung und die Menschen, die einen faulen Nachmittag genießen. Ich frage, ob ich auch etwas zu Essen bekommen könne, woraufhin der junge Mann aus der Hängematte mit einer Frau, die er als seine Mutter vorstellt, spricht und kurz darauf bringt sie mir ein Stück Ziegenkäse und eine dicke Scheibe frisches Weißbrot. Es ist einfach nur köstlich. Als ich weiter will, bedanke ich mich herzlich, bezahle ein paar Euro und mache mich weiter auf in Richtung Triglav. Im Nachhinein frage ich mich, ob das tatsächlich eine Jausen-Station war, oder ob ich mich bei wildfremden Leuten einfach in den Garten eingeladen habe. So oder so – es war schön.

 

Triglav

Als ich anfing, die Tour zu planen, war ich noch so optimistisch, über den Triglav zu wandern zu wollen, er ist ja nur 2864 m hoch, keine große Herausforderung. Nachdem ich mich ein wenig mehr damit auseinandergesetzt hatte, reifte jedoch die Erkenntnis, dass ich nicht direkt über den Berg gehen wollte, 14 Stunden Laufzeit und ein großer Teil davon über Klettersteige. Da ich alleine unterwegs bin, erschien mir das ein wenig zu viel und zu unsicher. Also dann doch besser um ihn herum.

1000 m steile Wand und über 3000 m breit, das drittgrößte Massiv der Alpen.

 

Da war ein Spaßvogel unterwegs, 534 km sagt Google und 112 Stunden reine Laufzeit.

Ist das vielleicht Zlatorog? Ach ne, keine goldenen Hörner.

 

Vintgar-Klamm

So richtig spektakulär ist sie nicht, aber bei der großen Hitze ist es sehr angenehm durch die fast 2 km lange, schattige Schlucht, vorbei an fast 300 m hohen, steilen Felswänden zu laufen. Am Ende stürzt der Fluss in einen kleinen See.

 

Bled

Ein sehr schöner See, mit einer Burg, deren Grundsteine auf das Jahr 1004 zurückreichen sollen, einer Marienkapelle auf einer Insel mitten im See, zu der man sich mit Holzbooten hin rudern lassen kann. Und am Ostufer? Ein Hotel neben dem anderen…