Zandvoort *****

August 2018

Vor 45 Jahren ging das noch, da konnte ich mit meiner damaligen Freundin in Zandvoort in unserem uralten VW-Käfer einfach oberhalb des Strand auf dem Parkstreifen übernachten. Das Geld war knapp und wir waren jung genug um eine Nacht im Auto zu verbringen. Wie so viele andere rechts und links neben uns auch. Da wurde auch schon mal eine Flasche Bessem von Fenster zu Fenster weitergereicht. Frühstück und Dusche gab es morgens an der Strandbude. 45 Jahre her. Die Freundin ist mittlerweile meine Frau und ich gehe auf die 65 zu. Und jetzt stehe ich wieder an der gleichen Stelle. Natürlich ist nichts mehr wie es früher einmal war, ich möchte nicht mehr eingequetscht in einem Käfer übernachten und morgens mit müden Augen darauf warten, daß die sandige Duschkabine frei wird. Heute stehe ich hier mit meinem Wohnmobil, genieße den freien Blick aufs Meer, habe etwas Käse, Brot und ein Glas Rotwein vor mir, gleich ein bequemes Bett und morgen früh eine saubere Dusche. Nicht mehr so das Gleiche wie früher aber trotzdem wieder sehr schön.

 

 

Februar 2014

Allaf – Hellau – Narinaro … Karneval ist nicht mein Ding.

Ich habe schon einmal versucht am Rosenmontag ins Centro nach Oberhausen zu fahren, da war es voller als in Köln beim Umzug. Dann doch lieber weiter weg, wo es hoffentlich keine Masken und auch keine Narren gibt.

Auf nach Zandvoort!
Früher, sehr viel früher, war ich oft dort, so in meiner Sturm- und Drangzeit. Zu viert im alten Renault R4, am Strand rumtollen, den Geruch von Autorennen auf dem Circuit riechen, Fisch an der Strandbude essen, in der Disco zappeln bis zum Morgengrauen und dann einfach im Auto am Strand schlafen. Am nächsten Morgen im Strandpavillon duschen und frühstücken und den Tag im warmen Sand verdösen.

O.k. das brauche ich heute alles nicht mehr, aber Zandvoort mag ich immer noch. Zweieinhalb Stunden, zweihundertvierzig Kilometer und schon bin ich da. Im Auto zu schlafen ist mittlerweile übrigens verboten, dafür säumen viele Kilometer den Strand entlang, angelegte Parkplätze die 2,20 Euro pro Stunde kosten.

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Aber dann stehe ich endlich auf der Strandpromenade, es ist kalt, aber meine dicke Winterjacke wärmt mich. Der Wind weht mir schneidend ins Gesicht, kleine Sandkörnchen, die der Wind herauf weht, prickeln wie sanfte Nadelstiche. Meine Haare sind zerzaust, meine Hände in den Taschen werden kalt. Ich sollte mir eine windgeschütztere Stelle suchen, aber die Aussicht auf das Endlose Meer fasziniert mich und lässt mich verharren. Bis zum Horizont kann ich schauen und das Meer riechen, den Geruch von Salzwasser und Sonne und Sand, den Duft von Weite und Sehnsucht nach der Ferne.

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Der Geruch von Fisch und Bratenfett, der von der Strandbude hochgeweht wird, reißt mich aus meinen Gedanken. Ich gehe die steinerne Rampe zum Strand hinunter. Zwischen zwei Strandpavillons fühlen meine Füße den weichen Sand, aufgeweht und locker, versinken meine Füße bei jedem Schritt sanft in ihm. Das ständige knattern der Seile an den metallischen Fahnenmasten begleitet mich. Links, von dem kleinen Spielplatz schallt fröhliches Kinderlachen herüber. Die Eltern haben es sich auf der rechten Seite, in den breiten Korbstühlen, bequem gemacht und strecken die Gesichter in die Sonne. Im vorübergehen, ohne hinzuschauen, kann ich riechen was sie vor sich auf den Tischen haben, hier frischer, heißer Kaffee, dort Bier und da der fruchtige Duft von Johanisbeeren, das ist Bessemgenever. Stimmen und Lachen dringt an mein Ohr, aber ich verstehe nicht was sie sagen.

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Dann fühle ich harten, feuchten Sand unter den Füßen, das Rauschen der Brandung wird lauter. Um mich herum gehen Menschen mit fröhlichen Gesichtern spazieren, Hunde laufen ausgelassen bellend um sie herum und jagen Bällen hinterher. Dort flattert ein Drachen knattern im Wind. Der Geruch nach Salz und Meer wird immer intensiver, meine Lippen schmecken angenehm salzig. Plitsch platsch laufe ich mit meinen dicken Schuhen durch die kleinen Pfützen die das Meer im Sand hinterlassen hat. Möven fliegen kreischend und lachend um mich herum. Kinder schreien, weil sie nasse Füße bekommen haben, Eltern schimpfen, ich gehe weiter.

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Manchmal knirscht es unter meinen Füßen, wenn ich über Stabmuscheln laufe, die die Brandung angespült hat. Ich mag dieses Geräusch, das feine zersplittern der Schalen, das leise knirschen, als ob ich über vereisten Schnee laufen.

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Der Imbisswagen, den ich von weitem schon gesehen habe, und den eine kleine Menschentraube umgibt, drängt sich intensiv in meine Wahrnehmung. Ein Mischung aus Matjes und Bratfisch, Kartoffelsalat und Remouladensoße springt mich an. Ein sanftes beißen und kauen, schlucken und schmatzen umgiebt den Wagen. Dazu kreischen die Möwen und picken heruntergefallene Fischstückchen auf.

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Von weitem schon kann ich sie hören, Pferde die über den Strand galoppieren. Zwei junge Frauen reiten in der Dünung an mir vorbei. Die Hufe der Pferde dröhnen dumpf auf dem nassen Sand und Wasser spritzt klirrend in alle Richtungen. Für einen kurzen Moment dringt der Geruch von Pferden in meine Nase, dann sind sie auch schon vorbei.

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Ich kehre in einem der vielen Pavillons ein und trinke heißen Kakao mit Sahne. Dann mache ich einen Bummel durch den Ort. Das Fischrestaurant, das ich mir früher nie leisten konnte, gibt es immer noch und der Fisch ist wirklich exzellent.

Meine Jahresurlaub möchte ich hier nicht verbringen, dazu ist es mir zu voll und viel zu touristisch (grins und auch zu normal), aber für einen Mini-Urlaub, eine kleine Alltagsflucht, ist es super.

Meine Wertung: ***** unbedingt mal ausprobieren